Vielfalt in der Einheit
Das heterogene Erscheinungsbild der Höttinger Gasse erhält auf halber Höhe nach einer markanten Engstelle südlich des Bauplatzes eine bauliche Ergänzung, die dem Wunsch nach einem verdichteten, stadträumlich verträglichen Neubau nachkommt. Nachdem die bestehende Bausubstanz aus den 1930er bzw. 1960er Jahren erhebliche bautechnische Mängel vorweist und eine weitere statische Inanspruchnahme des Gebäudes fragwürdig erscheint, wurde entschieden, das Gebäude abzubrechen, aber deren stadträumliche Qualitäten in einem Neubau wieder zur Geltung zu bringen.
Inspirationen für das stadträumliche Erscheinungsbild waren unter Anderem die vielen, gestalterisch differenzierten Villen aus dem 20.Jahrhundert des Wiener Architekten Adolf Loos und die zeitgenössischen Interpretationen des verdichteten städtischen Hauses von verschiedenen Schweizer Kolleginnen und Kollegen. Gestalterische Themen wie Vor- und Rücksprünge, eine differenzierte Höhenstaffelung, Erker, vorgesetzte Balkone, Loggien, Dachterrassen und wenige, großteils stehende Fensterformate zielen dabei auf ein vielfältig lesbares, stattliches Haus hin.
Der Neubau übernimmt straßenseitig einerseits die zurückspringende Straßenflucht und Giebelbreite seines Vorgängerbaus und schafft durch Drehung und abermaliges Aufweiten des Straßenraums im südlichen Bereich eine stadträumlich klar ablesbare „Zweihauslösung“. Die straßenseitige Höhenstaffelung orientiert sich dabei an dem umliegenden Bestand.
Gartenseitig wird eine Art „Stöcklgebäudetypologie“ vorgeschlagen, die seinem Ursprung in einem „städtischen Wohnen bzw. Arbeiten im Grünen“ findet. Zwischen öffentlich und privat schafft eine flach ansteigende Rampe an der Nordseite des Grundstücks einen gleichmäßigen aber deutlichen Übergang. Die überdachte Vorzone mit Nordkettenblick ist mit Sitzmöglichkeiten, kleinem Vorplatz und Begrünung sorgfältig gestaltet. Gartenseitig ist über ein absperbares Tor die allgemeine Grünfläche mit Kleinkinderspielplatz erreichbar.
Eine Mischung aus kompaktem studentischem Wohnen (im Erdgeschoss auch als Geschäftsfläche mit größerer Raumhöhe realisier- und denkbar), stadtnahe, großzügige Zweizimmerwohnungen, familiäres Wohnen im grünen Hof und zwei luxoriöse Maisonette-appartements in den oberen Geschossen unterstreichen die Auslegung als zeitgemäßes und nachhaltig benützbares Stadthaus.